Drum bun – „Gute Reise“ Teil 2: Siebenbürgens Städte und Dörfer

Unsere Fahrt durch Siebenbürgen führt uns durch viele kleinere und größere Dörfer und Städtchen. Diese machen mit ihren stets bunten Fassaden in allen möglichen Farben und ihrem oftmals gut restaurierten Erscheinungsbild einen sehr einladenden und herzlichen Eindruck auf uns. Vielfach sind auch Rosensträucher oder andere bunte Blumen entlang der Straßenränder angepflanzt und das ganze Dorfbild wirkt sehr gepflegt und freundlich auf uns. Gar nicht wie die Phantasiebilder, die wir im Kopf hatten, wenn wir vor Einfahrt ins Land an „ein Dorf in Rumänien“ gedacht hatten. Tatsächlich scheint dieses Dorfbild auch vor allem für Siebenbürgen typisch zu sein und wir finden es so in anderen Gegenden des Landes eher nicht wieder.

Ein Großteil der Straßen ist auch in Rumänien vignettenpflichtig. Obwohl wir wieder abseits der Autobahnen unterwegs sind, ist es diesmal unvermeidbar, die „Ro Vignetta“ zu kaufen und somit die Maut zu bezahlen. Diese ist auf allen Nationalstraßen und somit auf quasi allen Verbindungsrouten quer durchs Land vonnöten. Mit einem Preis von rund 13 EUR für 3 Monate bei Wohnmobilen ist dies mehr als erschwinglich. Es gibt auch eine 30-Tage-Option, jedoch sind wir lieber mit dem längeren Zeitraum ganz flexibel.

Und das Straßenbild in Rumänien überrascht uns total positiv – die Straßen, die wir fahren, sind meist in gutem bis sehr gutem Zustand, nur vereinzelt gibt es „Tiefschläge“, die wir dann auch im wahrsten Sinne des Wortes im ganzen Körper spüren 😉

Die guten Straßenverhältnisse sind uns durchaus willkommen, denn es scheint, als wäre die durchgängige Regel im ganzen Land „Höchstgeschwindigkeit + 20km/h“ und zwar egal ob für Pkw oder Lkw. So bleibt die Wahl, innerorts wie außerorts, ebenso unterwegs zu sein oder sich auf dauerhafte Überholmanöver einzustellen. Zu den Opfern der hohen Geschwindigkeiten zählen vor allem Katzen und Hunde, deren Kadaver die Straßenränder immer wieder säumen.

Wir werden lieber überholt und fahren langsam in Richtung Hermannstadt (rumänisch Sibiu). Das Glück ist auf unserer Seite und wir bekommen 50 Meter vor dem für Fahrzeuge gesperrten Bereich der Altstadt einen Parkplatz, dank eines aufmerksamen Parkenden, der seinen Stellplatz an uns übergibt.

Gemütlich schmökern wir erstmal in einem kleinen Café im Reiseführer. Danke nochmal an Günter und Christine fürs Vererben! 😉 Es ist immer wieder schön, in einem gedruckten Buch zu blättern. Wieso wir das an dieser Stelle so betonen? Für unsere bisherigen und auch zukünftigen Ziele hatten bzw. haben wir keine Reiseführer „im Gepäck“. Wir setzen hier ganz auf die „digitale Ausgabe“ der Büchereien, die sogenannte Onleihe. Mittlerweile schon etwas erprobt, können wir das ganz klar empfehlen, vor allem wenn man länger unterwegs ist bzw. mehrere Länder bereisen will.

Wir merken bereits beim Blättern im Reiseführer und durch die ersten gewonnenen Eindrücken vor Ort, welches „Juwel“ uns hier erwartet. Der Altstadtkern ist verkehrsberuhigt und lässt sich so sehr entspannt durchschreiten, um dabei die Spuren der Siebenbürger Sachsen zu bestaunen. Aber auch die angrenzenden Straßen laden zum Entdecken historischer Gebäude ein. Diese präsentieren sich in den unterschiedlichsten Größen und Farben. Umso zentraler, desto besser ist deren Zustand. Gerade auch die noch nicht renovierten Häuser haben ihren eigenen tollen Charakter und prägen das Gesamtbild authentisch. Hier fällt uns zum ersten Mal auf, dass die historischen Gebäude mit einem entsprechenden Hinweisschild versehen sind. Diese tragen die Aufschrift „Monument istoric“, das jeweilige Jahrhundert, in dem das entsprechende Gebäude erbaut wurde, und meist auch Informationen zur Geschichte des Hauses. Dadurch wird uns immer wieder bewusst, auf welche geschichtsträchtige Vergangenheit die Orte zurückblicken und wie besonders es ist, davon noch so viel im renovierten bzw. originalen Zustand entdecken zu können.

Wir bleiben drei Nächte und stehen mit unserem Reisemobil Silvio, dank möglichst unauffälligen Aussehen und dem autarken Ausbau, gerade mal zwei Straßen vom einladenden Altstadtkern entfernt ganz problemlos.

Bislang haben wir fast immer nur in den Hauptstädten ein auswärtiges Essen im Restaurant genossen, in Sibiu gönnen wir uns aber gleich zwei neue kulinarische Genüsse. Zum einen entdecken wir Gogoşi – süß oder salzig gefüllte und frittierte riiiesige Taschen in Halbmondform mit einem Teig, ähnlich den bayerischen „Auszogenen“. Echt fettige leckere Sattmacher! Und dann gibt es in einem Café zum bestellten süßen Polentakuchen hausgemachte „Walnussmarmelade“, was sich als absolut köstlich herausstellt: Hierfür werden die noch unreifen grünen Walnüsse geerntet und samt Hülle und noch weicher Schale in einem aufwändigen Verfahren mit einigen weiteren Zutaten zu etwas herrlich süßem Würzigen verwandelt. Ein Gaumenschmeichler hoch zehn für uns 🙂

Für ein paar unserer Eindrücke aus dieser und den weiteren Städten klickt gerne auf die jeweilige Galerie.

 

Über die Dörfer Siebenbürgens und die Kirchenburgen Frauendorf und Biertan geht es für uns in die Stadt Schäßburg (rumänisch Sighișoara). Wir lesen von einem Freibad, auf dessen Parkplatz gegen Gebühr übernachtet werden kann. So steuern wir dieses direkt an und quartieren uns in Sichtweite zum Altstadtkern ein, welcher auf einem Hügel thront. Nach einer kurzen Runde im eiskalten Wasser des Schwimmbeckens und einigen getankten Sonnenstrahlen machen wir uns auf den Weg, die Gassen der Altstadt zu entdecken. Komplett von einer Mauer umgeben stehen hier die Häuser dicht gedrängt. Dies schafft zusammen mit den bunten Farben der Hausmauern ein heimeliges Gefühl. Vervollständigt wird das Gesamtbild des „Burgbergs“ durch die 9 noch bestehenden Türme, welche sich entlang der Stadtmauer einfügen.

Unsere Entdeckung der Stadt krönen wir mit einem köstlichen Frühstück in einem gemütlichen kleinen Café mit von Weinreben umrankter Terrasse am Weiterreisetag. Hier genießen wir nicht nur wieder einen frisch gespressten Orangensaft, den man in ganz Rumänien zu sehr günstigen Preisen in Restaurants und Cafés erhalten kann, sondern entdecken auch unser erstes Zacusca! Dies ist ein typisch rumänischer Aufstrich, der aus geräucherten Paprika, Tomaten und Auberginen hergestellt wird. Wirklich oberköstlich! 🙂

 

Als letzte Stadt in Siebenbürgen führt uns unser Weg nach Kronstadt (rumänisch Brașov). An den Ausläufern der Südkarpaten gelegen, ist der Name der Stadt bereits von der Ferne aus gut zu sehen. Hollywood diente wohl zum Vorbild und so bilden übergroße Buchstaben oberhalb der Stadt den Ortsnamen. Es ist Wochenende und ein Großteil der rund 250.000 Einwohner ist ebenso in der Innenstadt unterwegs. Hatten wir bei der aktuell wohl für Touristen nicht geöffneten Festung der Stadt noch totale Ruhe, ist auf dem Platz vor dem alten Radhaus ordentlich was los. Auch der restliche Teil der Altstadt ist sehr gut besucht. Im Gegensatz zu den beiden vorherigen besuchten Städten ist in Kronstadt nicht der komplette Altstadtbereich verkehrsberuhigt. Auch finden sich viele Graffiti-Sprühereien im Stadtbild, leider auch auf historischen Gebäuden. Unser Besuch fällt aus den ganzen genannten Gründen kürzer aus als in den Städten zuvor, zudem zieht uns die Aussicht auf ruhige Tage am Schwarzen Meer noch immer in Richtung Osten. 😉

 

Diese Zeilen schreiben wir aus unserem aktuellen Reiseland Bulgarien. Die Erlebnisse und Bilder stammen aus dem Zeitraum Mitte September. Daher auch der sommerliche Eindruck, den diese vermitteln. Auf das sommerliche Wetter und die Temperaturen sind wir überraschenderweise wieder hier in Südbulgarien gestoßen, so durften wir uns diese Woche bereits über erstaunliche 27 Grad freuen. Kurze Hose und T-Shirt im November? Fühlt sich schon etwas so an wie „Überwintern im Süden“ 🙂

In der Zeit zwischen diesem und dem letzten Beitrag waren wir weiter kreativ! 😉 Unser Blog hat jetzt eine „Willkommen-Seite“, schaut doch mal drauf: Willkommen

Zum Jahresende hin wollen wir unserer Kreativität vollen Freilauf gewähren. Freut euch schon jetzt mit uns auf die möglichen Resultate. Wenn alles nach Plan läuft können wir bereits am kommenden Wochenende einen ersten Einblick ermöglichen. 🙂

Drum bun, wo auch immer ihr unterwegs seid!

Chris & Sophia

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8 Kommentare

  1. Heidrun Schumitz

    Ihr Lieben, danke für diese Eindrücke – die bunten Häuser inspirieren mich zum Gestalten meiner neuen Fenster 😄.
    Die orthodoxe Kirche beeindruckt mich auch sehr – so viel Schönheit “auf einem Haufen”!
    Eure neu gestaltete Willkommenseite gibt Eure derzeitige Lebensphilosophie verständlich wieder … bin auf die weiteren Wege gespannt! Alles Liebe, Heidrun

    • Wie toll, liebe Heidrun! Das freut uns sehr zu hören! 🙂
      Auch die anderen von uns bislang besuchten orthodoxen Kirchen waren ein wahres Fest für unsere Augen und wir freuen uns, darüber bald mehr berichten zu können! 🙂

      Einen schönen Tag und viele Grüße
      Chris und Sophia

  2. Liebe Sophia, lieber Chris,
    Eure neu gestaltete „Willkommen-Seite“ mit Eurer eingängig schlicht und zugleich differenziert formulierten Reise- und Lebens-Philosophie gefällt mir gut und spricht mich an. Eure Vision, „eine andere Art von Luxus zu leben – den Luxus, selbstbestimmt die Tage und Wochen zu gestalten und sich an den Kleinigkeiten, die das Leben so lebenswert machen, noch bewusster zu erfreuen und sie erfahren zu dürfen“, regt mich an, in meiner jetzigen Lebensphase am Übergang in den beruflichen Ruhestand mir selber von neuem die Frage zu stellen : „Wofür und woraus will ich selbst genau hier und jetzt leben ?“. Vielen Dank dafür !
    Ein großes Danke auch für Eure erneut so erzählfreudige, anschauliche, begeisterte und auch mich begeisternde Vermittlung Eurer jüngsten Entdeckungsreisen „in die vielen kleinen Welten unserer großen, weiten Welt“ !! Eure beiden Berichte erinnern mich in vielem daran, wie ich im Frühsommer 2017 auch selbst das wunder-volle Siebenbürgen gute zwei Wochen lang an der Seite einer dort aufgewachsenen Freundin ein wenig kennen und lieben lernen durfte.
    Zur „Nahrungsergänzung“ Eures Proviants beim Bereisen und Erkunden so vielfältiger innerer und äußerer Welten füge ich Euch beiden noch gern mein Lieblingsgedicht bei. Ich wünsche Euch weiterhin : „Drum bun !“.

    Du musst das Leben nicht verstehen,
    dann wird es werden wie ein Fest.
    Und lass dir jeden Tag geschehen
    so wie ein Kind im Weitergehen
    von jedem Wehen
    sich viele Blüten schenken lässt.

    Sie aufzusammeln und zu sparen,
    das kommt dem Kind nicht in den Sinn.
    Es löst sie leise aus den Haaren,
    drin sie so gern gefangen waren,
    und hält den lieben jungen Jahren
    nach neuen seine Hände hin.

    Rainer Maria Rilke

    • Lieber Christoph, wir haben uns sehr über deinen bereichernden Kommentar gefreut! Vielen Dank, dass du uns an deinen persönlichen Gedanken teilhaben lässt. Es ist auch total spannend zu erfahren, welche Erinnerungen und Gedankenimpulse wir mit unseren Beiträgen wecken können.

      Vielen Dank für die Erweiterung unseres “Proviants”. Haben wir gleich im Silvio verstaut! 🙂

      Viele liebe Grüße
      Sophia & Chris

    • Lasst es Euch gut gehen! Haben gerade erst erfahren wie lang Ihr schon unterwegs sein. Wahnsinn wie die Zeit vergeht. LG Kurzi und Steve

  3. Lieber Chris, liebe Fia (Autor zuerst ;-)), vielen Dank für diesen weiteren tollen Beitrag! Ich habe mich sehr über die vielen bunten (im wahrsten Sinne des Wortes) Städte-Bilder und die einladenden Einblicke gefreut, von den kleinen Gassen und Cafes bis hin zu den hochbeeindruckenden Kathedralen! Und dieser Look der unverputzten Fassaden hat seinen eigenen Charme – hoffentlich habens die Bewohner trotzdem warm und trocken, trotz dem teils baufälligen Äußeren!^^ Vielen Dank für diese Städteführung!:)
    Und ich bin schon ganz gespannt, wann ihr übers Meer schreibt und auf die entsprechenden Bilder! Aber lasst euch eure Zeit, aktuell scheint ihr ja auch mit dem Kalenderprojekt aktiv, worauf ich mich auch total freue!
    VLG

    • Liebe Leni! Vielen Dank für deine ausführlichen Gedanken und Eindrücke zu diesem Beitrag, da freuen wir uns! 🙂
      Der nächste und auch letzte Rumänien-Beitrag wird in Kürze erscheinen 😉 Der entsteht gerade parallel zum Kalenderprojekt,
      welches uns auch sehr viel Spaß macht.

      Liebe Grüße
      Sophia & Chris

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