Die glänzende Seite der Medaille im Kaukasus – Armenien

 

Armenien, dem kleinen Nachbarland Georgiens, nähern wir uns einerseits skeptisch – ob wohl die Mentalität und Freundlichkeit hier eine andere sein mag? – , andererseits völlig unvoreingenommen. Denn wir sind bei Grenzübertritt über das Land selber noch recht uninformiert. Was nicht unbedingt ein Nachteil sein muss, hat es uns z.B. im Fall von Bulgarien eine wirklich schöne Überraschung offenbart.

Nur über die Einreise selbst haben wir uns vorab versucht zu informieren, aber widersprüchliche Informationen z.B. über die Verweildauer des eigenen Fahrzeugs im Land erhalten.

Für alle die selbst vorhaben, mal nach Armenien über den Landweg einzureisen, haben wir daher in einem separaten Beitrag unsere Erfahrungen zur Einreise informativ festgehalten:

Einreise nach Armenien mit dem eigenen Fahrzeug

Nach gut 1,5 Stunden ist der Grenzübertritt mit allen Formalitäten geschafft und wir werden in diesem Zuge gleich zum ersten Mal positiv überrascht. Denn wir dürfen uns für ganze 6 Monate visafrei in Armenien aufhalten! So fahren wir an diesem Tag frohen Mutes noch ein paar Kilometer zu unserem ersten Stellplatz auf einer Wiese oberhalb der Debed-Schlucht und genießen die darauf folgenden Tage das wunderbare Wetter und den tollen Blick über die Schlucht.

Der Stellplatz befindet sich direkt zwischen zwei der wohl bekanntesten Klöster Armeniens. Das Kloster Haghpat besuchen wir in Verbindung mit einer tollen Wanderung, das Kloster Sanahin auf der Weiterfahrt. Selbst die Souvenirverkäuferinnen fallen uns in beiden Fällen positiv auf, denn so freundlich und fröhlich wurden wir in den Wochen in Georgien leider selten begrüßt.

Folgt uns in diese ehrwürdigen Gemäuer mit einem Klick auf die folgende Galerie:

 

 

Nur wenige Kilometer weiter, wieder oberhalb der Debed-Schlucht, richten wir uns für weitere Tage häuslich ein. Weitere Wanderungen warten auf uns, was in Armenien dank einer eigenen Wander-App (HikeArmenia) und guten Markierungen vor Ort viel Spaß macht.

Bei Ankunft ahnen wir noch nicht, welch wunderbares Naturschauspiel uns am nächsten Vormittag erwarten wird. Entlang der Abbruchkante, also somit auf der gleichen Höhe wie wir uns mit unserem Reisemobil befinden, gleiten am nächsten Vormittag Gänsegeier auf der Suche nach Aas durch die Lüfte. Gleich mehrere erwachsene Tiere lassen uns über mehrere Stunden lang immer wieder staunen.

 

 

Weiter geht es in südwestliche Richtung an das Ufer eines kleinen abgelegenen Sees. Zwischen grünen Hügeln erblicken wir in den ersten Tagen keine Menschenseele, bis auf in der Ferne vorbei ziehende Hirten auf Pferden samt Kuhherden.

Einer dieser Hirten steht eines Tages vor unserem Fahrzeug. Während wir versuchen uns zu verständigen, zieht ein Regenschauer auf und schneller als wir schauen können sitzen wir zu dritt in unserem Fahrzeug und Ruben – der Hirte – will sich die erste Zigarette anzünden. Wir können ihm irgendwie deutlich machen, hier drinnen bitte nicht zu rauchen, was er zwar nicht ganz verstehen kann, aber trotzdem der Beginn eines einmalig schönen Nachmittags voller Gastfreundschaft ist.

Die Sonne kommt wieder zum Vorschein und schon spricht er die Einladung aus, ob wir nicht auf sein Pferd aufsteigen wollen. Letztlich lässt sich Sophia überreden und wird zur Begrüßung vom Fohlen gleich mal in die Wade gezwickt. 😉

Ein weiterer Hirte kreuzt in der Nähe unseren Stellplatz, so gesellt sich noch Lowan zu unserer Runde. Ruben reitet daraufhin direkt los in sein Dorf und holt für alle Bier und Schnaps. Aber nicht nur das! Auch zwei große Gläser selbst gemachten Joghurt und Sahne hat er als Geschenk dabei. Diese macht seine Frau aus der Milch der eigenen Kühe. Ehe wir uns versehen, hat Sophia auch schon Ruben´s Handy am Ohr und wir können uns bei seiner Frau für die Geschenke bedanken. Zumindest soweit es uns auf Russisch möglich ist! Auch mit den beiden Hirten verständigen wir uns den Tag über mehr mit Mimik und Gestik als mit den Sprachen der jeweils anderen, was der freudigen Stimmung aber keinen Abbruch tut 😉

Wir verbringen einen unvergesslichen Nachmittag mit ganz viel Herzlichkeit zu dessen Abschluss uns Ruben sogar noch seine Brotzeit überlässt. Schließlich sollen wir „hier draußen“ nicht verhungern! 🙂 Außer einem Kaffee wollten die beiden von uns nichts annehmen.

Für ein paar Eindrücke klickt auf die Galerie:

 

 

Am Tag darauf wollen wir weiter ziehen und werden nochmal mit einem Geschenk in der Hand von Ruben besucht. Er überreicht uns von ihm gesammelte Champions, welche wild auf den Wiesen in der Umgebung wachsen. Mehr als dankbar und beseelt starten wir letztlich den Motor unseres Fahrzeugs, hupen freundlich zum Abschied und fahren in den Horizont davon.

Unser Weg führt uns weiter zum Ort Dilidschan, gelegen im gleichnamigen Nationalpark. Dank der tollen Auswahl an Wanderrouten unternehmen wir in dieser grünen Landschaft gleich drei mittellange Wanderungen. Dabei entdecken wir wieder fantastische alte Kirchenbauten und viel Natur. Besonders freut es uns, dass hier auch ein weiteres Treffen mit dem Schweizer Paar klappt, welches wir in Bulgarien kennen gelernt hatten.

Kommt mit uns in Armeniens großartige Natur mit einem Klick auf die Galerie:

 

 

Nun sind wir nicht mehr weit vom größten Süßwassersee der Kaukasusregion entfernt. Der Sewansee ist mehr als doppelt so groß wie der Bodensee und liegt auf über 1900 Höhenmetern. Von Dilidschan aus würde es als Direktverbindung einen der wenigen in Armenien verbreiteten (unbeleuchteten) Fahrzeugtunnel geben. Wir entscheiden uns aber für einen Bogen durch ein Tal, in dem laut Reiseführer, die Durchfahrt bis vor kurzer Zeit nur mit Geländefahrzeug möglich war. So wollen wir gerne weitere Ursprünglichkeit und Abgeschiedenheit entdecken.

Unweigerlich kommen wir dadurch der Grenze zu Aserbaidschan näher. Auf Grund des Konflikts zwischen den beiden Ländern ist es ratsam, nicht zu nah an der Grenze zu nächtigen, auch wenn es sich auf den ersten Blick um Niemandsland handelt. Auch auf den ersten Blick getäuscht hat uns hier ein Freigelände, welches wie ein verlassener Friedhof wirkte.

Um ein paar Fotos zu machen, halten wir kurz am Straßenrand und schauen uns die Grabsteine aus der Nähe an. Bei der Weiterfahrt denken wir uns noch nichts und halten gleich im nächsten Ort, um im lokalen Supermarkt ein paar Einkäufe zu tätigen und einen Imker zu besuchen. Bei unserer Rückkehr zum Fahrzeug werden wir schon von einem Herrn empfangen, der genauestens informiert ist über unseren Besuch auf dem „Friedhof“. Er teilt uns mit, er ist von der „Polizei“ und wir seien auf einem ehemaligen aserbaidschanischen Friedhof gesehen worden. Freundlich stellt er uns einige Fragen und möchte die geschossenen Fotos sehen. Letztlich müssen wir diese löschen, um unsere Fahrt fortsetzten zu können. Kein Problem für uns, wir werden freundlich verabschiedet und können noch am gleichen Abend das Ufer des Sewansees erreichen.

 

Armeniens Straßen halten die bisher größten Herausforderungen für uns bereit…

 

Auch unweit des Sewansees, auf 2.000 Metern Höhe, blüht es in Hülle und Fülle!

 

 

Freut euch auf weitere Erzählungen aus diesem fantastischen Land in nächster Zeit 🙂

Bis dahin weltenleben.de Grüße!

 

 

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2 Kommentare

  1. Ach wie wundervoll!<3 Ganz herzlichen Dank euch beiden für diesen Einblick in ein, wie es scheint, wahrhaftiges Paradies! Und von hier aus leider so weit entfernt – wie es sich für ein wahres Paradies gehört!:-D
    Diese Weite, Unberührtheit, diese satten Farben, und dann noch so positiv eindrückliche Begegnungen mit Tier (Geier) und Menschen. Ich kann eure Begeisterung nachvollziehen und schwärme innerlich gleich mit!=) Toll, dass ihr dran bleibt am Bilder und Texte erstellen und teilen, ein echtes Geschenk!

    Alles Liebe für euch und euren weiteren Reiseweg! Eure Leni

    • Wir seufzen jetzt selber noch über die Schönheit Armeniens, die durch das Lesen deines Kommentars gleich wieder präsent wird 🙂
      So schöne Rückmeldungen und Kommentare wie deiner, sind mit ein großer Motivator für die weitere Erstellung unserer bebilderten Textbeiträge – danke dir dafür!

      Sonnige Grüße
      Sophia und Chris

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