Erste Schritte im Kaukasus – Georgien

 

Bereits auf türkischer Seite konnten wir einen Wandel der Vegetation bemerken. Umso nördlicher wir uns bewegten, umso grüner wurde es. Dies gipfelte an der türkischen Schwarzmeerküste in Hängen voller Teeplantagen!

Wir freuen uns aber bereits seit einigen Tagen auf neue Entdeckungen in Georgien, so begeben wir uns zügig in Richtung Grenze. Diese dürfen wir, wie bisher üblich, nicht zusammen im Fahrzeug überschreiten. Sophia muss die Grenze zu Fuß passieren, wir sehen uns erst auf der anderen Seite wieder. Einige Blicke ins Innere unseres Reisemobils später, ist aber auch Chris auf georgischer Seite und wir setzen unsere Fahrt entlang der Küste fort. Um im neuen Land anzukommen, möchten wir gerne ein paar Tage am Meer verbringen. Hierfür einen schönen und möglichst naturnahen Platz, ohne, dass der Strand von Müll übersät ist, zu finden, stellt sich letztlich leider als gar nicht so einfach heraus. Erst nach gut 60 Kilometer, nicht mehr weit von der abtrünnigen Region Abchasien entfernt und somit schon am Ende des zugänglichen georgischen Küstenstreifens, finden wir den Ort zum Bleiben.

 

Endlich ein schöner ruhiger Naturplatz am Schwarzen Meer!

 

Einen Wetterumschwung hatten wir bereits kurz hinter Diyarbakir in der Türkei verspürt und auf dem Weg einige heftige Gewitter mit Hagel über uns ergehen lassen. Genauso regnerisch, nur noch etwas kälter sind unsere ersten Tage in Georgien.

Was kann es da Passenderes geben, als eine heiße natürliche Quelle? Unser nächstes Ziel! Diese liegt in einer übergrünen Flussschleife. Ein Augenschmauß nach der langen Zeit in der kargen Weite und Felslandschaft der Osttürkei. Das Quellwasser selbst ist zu heiß zum Baden, aber vermischt mit dem kalten Wasser des Flusses ergibt sich in Becken an dessen Ufer die optimale Badetemperatur.

So begeben wir uns immer weiter in das Landesinnere Georgiens, durch eine Ebene im georgischen Kernland, welche von den Gebirgszügen „Kleiner Kaukasus“ im Süden und „Großer Kaukasus“ im Norden begrenzt ist.

Die Landschaft ist ländlich und ursprünglich, hier baut jeder in seinem Garten Gemüse an und hält sich Vieh. Dieses befindet sich aber nicht, wie man vermuten könnte, in Ställen oder umzäunten Weiden, sondern darf den Genuss der Bewegungsfreiheit durch und durch genießen. So wird man auf den Fahrten durch diese Gegend auf beiden Seiten der Fahrbahn vom Bild der freilaufenden Schweine, Kälbchen, Gänse und Kühe begleitet.

Wir entdecken auf kürzeren Wanderungen, trotz des relativ nassen Wetters, einige schöne Ecken in dieser Landschaft. Klickt auf die folgende Galerie um uns dorthin zu folgen:

 

 

Die zu Zeiten der Sowjetunion glanzvolle Kurstadt Zqaltubo ist unser nächstes Ziel. Unzählige Sanatorien und Heilbäder wurden dort damals gebaut und bis zum Zusammenbruch der Sowjetunion betrieben. Ganz im Stil des Kommunismus sind riesige Gebäude entstanden, welche auch heute noch stehen. Teils dienen diese als Unterkunft für Binnenvertriebene oder stehen leer und sind dadurch seit drei Jahrzehnten Witterung und Vandalismus ausgesetzt.

Bei einem der Sanatorien steigen wir durch den löchrigen Bauzaun. Durch den weitläufigen Garten begeben wir uns auf das Gebäude zu und betreten dieses über einen großen Eingangsbereich. Wir erforschen die verschiedenen Stockwerke, Gebäudeflügel und Balkone und sind fasziniert von der Sinfonie aus ehemaligen Glanz und fortschreitenden Verfall. Ein paar unserer Eindrücke findet ihr in der folgenden Galerie:

 

 

Es warten ein paar sonnige Tage auf uns und diese wollen wir gerne in der Natur genießen. Daher steuern wir einen der wenigen Seen in Georgien an. Diesen erreichen wir in der Dämmerung und finden einen gut erreichbaren Platz am Ufer. Der Dunkelheit wegen machen wir es uns gleich im Fahrzeug gemütlich und freuen uns auf den nächsten Tag mit viel Ruhe und unberührter Natur.

Dieser beginnt relativ früh mit Motorengeräuschen und Stimmen rund ums Fahrzeug. Wir wundern uns und ein erster Blick hinter den Vorhang nach draußen lässt nichts Gutes erahnen. Umzingelt von unzählig vielen Fischern erblicken wir zudem ein Seeufer, welches mit einer Mülldeponie konkurrieren könnte.

Die Fischer sind mit allen möglichen Fangutensilien bewaffnet, zwei steigen sogar mit Schrotflinten in die Plörre und es dauert nicht lang, bis der erste Schuss in das Wasser abgegeben wird.

 

Anblicke dieser Art gibt es immer wieder, hier besonders krass.

 

Na dann… Prost, Mahlzeit! 🙁

 

Schnell machen wir uns davon von diesem Ort der menschlichen Zerstörung und finden etwas weiter einen ruhigeren, etwas weniger vermüllten Platz. Denn der Ausblick lädt durchaus zum Verweilen ein…

 

Der Blick so schön! Solange man das Seeufer nicht näher betrachtet -.-

 

Georgien ist definitiv das Land der Kirchen, Klöster und Kapellen. Zählen diese auch mit zu den Hauptsehenswürdigkeiten des kleinen Landes mit nur knapp 4 Millionen Einwohnern. Besonders in den Gebirgsregionen begegnen uns immer wieder christliche Stätten, teils in bemerkenswert schöner Lage. Eine kleine Auswahl der von uns besuchten Orte haben wir in der folgenden Galerie zusammen gestellt:

 

 

Neben den Kirchen ist als Sehenswürdigkeit die Höhlenstadt Uplisziche hervorzuheben. Bereits vor über 2000 Jahren siedelten hier Menschen und gruben die ersten Höhlen in das Gestein. Eine lange und wechselhafte Geschichte ist mit dem Ort verbunden und wir denken bei der Besichtigung mit Freude an unsere Zeit in Kappadokien zurück.

 

 

Um einen ersten Eindruck vom „Großen Kaukasus“ zu bekommen fahren wir die ehemalige georgische Heerstraße hinauf. Überraschend viele LKW stauen sich schon relativ bald nach Beginn der Straße am Straßenrand und begleiten uns fast die kompletten 120km, bis wir kurz vor der russischen Grenze umdrehen werden. Wir stellen auch relativ schnell fest, dass sich viele Tagestouristen von Tiflis aus auf diese Route begeben. So findet man selbst in den Seitentälern nur schwer die erhoffte Ruhe des Hochgebirges.

Was definitiv geboten ist, sind grandiose Blicke auf die majestätischen Berge. Obwohl man sich bereits auf 2.000 Metern Höhe befindet, gehen die Berge erst so richtig in die Höhe. Gipfel zwischen 4.000 und 5.000 Metern sind keine Seltenheit. Entsprechend rau und wechselhaft ist das Klima. Umso mehr freuen wir uns, eine zweitägige Schönwetterlücke mit strahlenden Sonnenschein im sonst doch so kalt-regnerischen Wetter zu erwischen. Teils zu Fuß, teils etwas halsbrecherisch auch mit den Rädern entdecken wir die Hochgebirgsregion. Kommt mit in diese hoch gelegene Welt durch einen Klick auf die folgende Galerie:

 

 

Aber mal Hand aufs Herz was unseren Gesamteindruck von Georgien angeht! Trotz aller Naturschönheit, welche sich zum Großteil nur aus der Ferne betrachten lässt, können wir Attribute, wie z.B. die unseres Reiseführers, es handle sich um „eines der schönsten Länder der Welt“ leider nicht bestätigen. Neben der offenen Missachtung der Natur, dem dauerhaft präsenten herumliegenden Müll, der starken Verschmutzung der Gewässer … liegt dies zum Großteil am Verhalten der Georgier selbst. Man kann eine Gesellschaft nicht über einen Kamm scheren, aber so wenig Offenheit, an den Tag gelegte Freude und entgegengebrachte Freundlichkeit wie in den vier Wochen hier haben wir sonst noch nicht erlebt. Oftmals werden wir nicht einmal zurück gegrüßt. Selbst als Kunden kommen wir uns häufig störend vor und ein Lächeln zurück können wir den Leuten seltenst entlocken. Gepaart mit der rücksichtslosen Fahrweise der meisten Autofahrer in diesem Land, ergibt sich leider ein nicht wirklich positives Bild. Ach ja, ein passendes Symbolbild was die Fahrweise angeht haben wir noch parat 😉

 

Solche und ähnlich krasse Spuren zieht die georgische Fahrweise nach sich und sind ein gängiges Bild auf diesen Straßen!

 

Letztlich wagen wir noch einen kurzen Abstecher in die Hauptstadt Tiflis. Mit 1,2 Millionen Einwohnern lebt somit fast jeder dritte Georgier hier. Entsprechend das Verkehrsaufkommen, gut gemischt mit einer Fahrweise, an die man sich einfach nicht gewöhnen kann, und ungeduldiges Hupen. Wir besuchen die Altstadt an einem Tag zu Fuß.

 

Die Überreste der Festung Nariqala aus dem 3. Jahrhundert trohnen über der Altstadt von Tiflis.

 

Schöne Holzverandas gehören oftmals zu den Häusern auf Stadt und Land.

 

Die prächtige Sameba-(Dreifaltigkeits-) Kathedrale aus dem Jahre 2004 leuchtet weithin sichtbar über der Stadt.

 

Am zweiten Tag versuchen wir irgendwie und irgendwo unsere Wäsche zu waschen. Das Glück ist trotz mehrstündiger Suche leider nicht auf unserer Seite. Als wir dann noch 1,5 Stunden mit Warten bei der georgischen Post verbringen müssen, um 5 Briefmarken zu kaufen – bei nur 4 vor uns wartenden Kunden – haben wir genug vom Großstadtchaos. So verlassen wir noch am gleichen Abend Tiflis und fahren Richtung Süden.

Denn dort, nur gut 80 Kilometer entfernt wartet die Grenze zu unserem nächsten Ziel – Armenien!

 

Wir freuen uns, von euch zu hören und schicken liebe Grüße in die Heimat!

Chris & Sophia

 

 

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8 Kommentare

  1. Liebe Sophia, lieber Chris,
    ja, der Canyon ist ja so wunderschön berauschend…..
    Schade, dass die Menschen dort nicht so freundlich waren. Vielleicht sind sie auch von der Medienpolitik von Russland beeinflußt….
    Christoph erzählte mir, dass ihr wahrscheinlich im Oktober nach Deutschland kommt. Vielleicht, wenn eure Zeit es erlaubt, lernen wir uns mal auf einem Kaffee kennen.
    Ich wünsche euch nun eine schöne Zeit auf eurer Weiterreise. Möget ihr und euer Auto wohlbehütet sein.
    Lieben Gruß
    Angelika

    • Liebe Angelika,
      schön von dir zu hören! Landschaftlich ist Georgien auf jeden Fall eine Entdeckung wert gewesen.
      Die Beeinflussung der Bevölkerung kommt vielleicht noch aus Sowjetzeit. Heute will Georgien von Russland nichts mehr hören und sehen. (rund 20% des Staatsgebiets sind “inoffiziell” von Russland besetzt – abtrünnige Regionen)

      Ja tatsächlich, wir werden Deutschland im Oktober streifen, bevor es weiter gehen soll in unser Wunschland für den Winter. 🙂 Vielleicht klappt es ja direkt bei Christoph? 😉

      Vielen Dank für die Segenswünsche. Alles Gute und bis bald!

  2. Ihr Lieben, die Regierung in Georgien ist wohl seit Jahren sehr korrupt und repressiv, viele Menschen haben wohl Angst und verhalten sich misstrauisch-aggressiv (persönliche Mitteilung einer Bekannten, die aus Georgien stammt). Sehr schade!

    Danke Euch für Euren Beitrag an meiner Bildung. Ich habe nicht gewusst, wie mächtig der Große Kaukasus ist! Beeindruckend!

    Alles Gute für Euch weiterhin! Bis bald :)))

    • Liebe Heidrun,
      danke für deinen Kommentar.
      Ja, definitiv schade für die dortige Bevölkerung…welche Gründe es wohl letztendlich auch immer haben mag…

      Schön, dass du mit uns in die Bergwelt gereist bist 🙂

      Viele Grüße und bis bald!

  3. Liebe Sophia, lieber Chris,
    ich habe Euren vorletzten und jetzt diesen letzten Bericht Eurer nun schon 14monatigen Entdeckungsreise mit den faszinierenden Berichten und Bildern mit großer Neugier, Freude und Staunen geschmökert. Vielen Dank für Eure Bereitschaft, Arbeit und Lust, Eure Eindrücke und Erfahrungen immer wieder so treulich und anschaulich zu dokumentieren und zu kommunizieren !
    In die Welten und Landschaften anderer Länder und Kulturen und zugleich auch ihrer Menschen mit ihrer jeweiligen, oftmals auch von Gewalt, Kriegen und traumatischen Ereignissen geprägten Landesgeschichte sowie ihrer ganz eigenen Mentalität und ihren Kulturcodices, d.h. kulturtypischen, meist unbewußten Verhaltens-, Denk- und Gefühlsmustern, mehr oder weniger “reinzuschnuppern” (denn wann kann man wirklich sagen : “Jetzt kenne ich wirklich dieses Land und seine Menschen.” ???) läßt mich an das georgische (!!) Sprichwort denken : “Es ist besser, etwas einmal zu sehen als zehnmal darüber zu hören.”. Ich bewundere und wertschätze nach wie vor Eure Bereitschaft, diese Art von so intensivem, mit Leib, Silvio und Seele engagiertem Crashkurs an Selbsterfahrung eines jetzt schon sooo langen Reiseunternehmens und Nomadenlebens auf Euch zu nehmen und auch noch weiter “durch Dick und Dünn” gehen, fahren und radeln zu wollen !
    Ich freue mich, Euch demnächst bei Eurem Zwischenstopp in der Heimat zu sehen und zugleich zu hören !! Ich wünsche Euch bis dahin weiterhin – frei nach dem Verkehrsmeldungen-Spruch in Bayern3 – von Herzen “eine gute und sichere Fahrt” und gute Zeit in den Ländern und Orten Eurer Rückreise und freue mich auf ein hoffentlich gesundes Wiedersehen mit Euch beiden Weltenbummlern !

    • Lieber Christoph,
      ganz lieben Dank für deinen Kommentar! Wir hatten viel Freude beim Lesen der schönen und einfallsreichen Zeilen 🙂
      Ja, absolut ist es auch ein Selbsterfahrungstrip, den wir da gerade machen!
      Und ja, auch zum georgischen Sprichwort – nichts ist wirklich vergleichbar mit dem Sehen und eigenem Erleben vor Ort. Und doch sind alles immer nur Momentaufnahmen, die ein paar Stunden, Tage, Wochen oder Monate ganz anders ausfallen könnten. Die Summe dieser Momentaufnahmen ergeben dann einen vorläufigen, flexiblen Gesamteindruck einer Region oder eines Landes…

      Wir freuen uns auch schon sehr, in deine Einfahrt zu rollen und dich wiederzusehen!
      Viele Grüße
      Chris und Sophia

  4. Liebe Welten-Erlebenden!
    Nun hab ich eure tollen Erlebniserzählungen mal zu einer sehr späten/frühen Vollmondstunde genossen. Ich kann mich der Bewunderung von Christoph für eure offene Art, gerade reisend zu leben, neugierig zu entdecken und eure Erfahrungen zu teilen, mit all der Kraft, die auch darin steckt, mit Unerwartetem umzugehen und wortwörtlich neue Wege zu wagen, nur vollends anschließen!:-)
    Ich habe auch diesen bebilderten Beitrag wieder sehr genossen, vom magisch grünen Canyon, über ländliche Eindrücke v.a. auch dieser so beeindruckend gelegenen Klöster, auch eure Ehrlichkeit, was weniger schöne Erkundungen betrifft, und nicht zuletzt die so schöne Erhabenheit dieser Bergwelt! <3
    Habt weiterhin einen in jeder Hinsicht reichhaltigen und dabei behüteten Weg!
    VLG Leni

    • Liebe Leni,

      vielen Dank für deinen malerischen Kommentar zu unserem Beitrag. Haben wir auch sehr genossen und freuen uns immer, früher oder später, über deine Rückmeldungen. 🙂

      Viele liebe Grüße
      Sophia und Chris

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