Verzaubernd & Überraschend – Kappadokien & Ostanatolien

 

Auf dem Weg in das Zentrum Kappadokiens, rund um den Ort Göreme, liegen noch weitere nicht unbedeutende Orte. Der Tuffstein prägt die Region nicht nur über der Erde, sondern ermöglichte es den Menschen auch darunter eine „eigene Welt“ zu erschaffen. So sind über die Jahrhunderte nicht nur Höhlenwohnungen und -kirchen entstanden, wie wir sie bereits im Ihlara-Tal entdecken durften, sondern auch ganze Untergrundorte und -städte!

Wir versuchen uns zuerst in der Besichtigung eines kleineren und weniger bekannten Ortes, in der Ortschaft Gaziemir. Schnell wird klar, hier waren schon lange keine Auswärtigen mehr für eine Besichtigung. Da das „Tor in die Tiefe“ aber offen steht und uns ein Junge eine kleine Führung auf türkisch anbietet, wagen wir uns nach unten. Dort müssen für die Sicht in den unterschiedlichen Räumen unsere Taschenlampen ausreichen! Die elektrische Installation funktioniert nicht mehr. Dadurch aber eine umso spannendere Besichtigung!

 

Teils finden wir riesige Kammern unter Tage.

 

Blick von oben auf die aktuell nicht zugänglichen unterirdischen Räume.

 

Mehr Trubel und „Infrastruktur“ findet sich ein paar Kilometer weiter in Derinkuyu. Die dortige Untergrundstadt ist Unesco Weltkulturerbe und die in Kappadokien größte für die Öffentlichkeit zugängliche Höhlenstadt. Über mehrere Stockwerke hinweg bewegen wir uns durch schmale Tunnel immer weiter in die Tiefe. Viele Entdeckungen später befinden wir uns über 50 Meter tief unter der Erde. Dabei ist nur ein kleiner Teil der weitläufigen Gänge für die Besucher zugänglich.

Taucht mit uns ein in diese interessante Welt unter Tage und klickt gerne auf die folgende Galerie:

 

 

Der Wind, welcher uns seit der Zeit im Landesinneren der Türkei besonders stark begleitet, bestimmt auch die Planung für die nächsten Tage. Wir möchten ein besonderes Himmelsschauspiel beobachten. Denn es steigen an jedem Morgen, wenn es die Wetterbedingungen zulassen, bereits vor Sonnenaufgang, unzählige Heißluftballone auf und schweben über die einzigartige Landschaft Kappadokiens!

Die Wetterprognose für die kommenden Tage zeigt nur einen einzigen Tag, an dem der Wind „still stehen soll“ und dieser ist bereits am darauf folgenden Tag. So steuern wir direkt einen Platz an, an dem man das Spektakel besonders gut beobachten können soll und nächtigen dort. Den Wecker stellen wir auf die Zeit vor Sonnenaufgang und gehen mit freudiger Spannung auf den folgenden Tag ins Bett.

Bereits im Moment nach dem Weckerklingeln hören wir vielversprechende Geräusche in das Innere unseres Fahrzeugs dringen! Der Blick aus dem Fenster, welches kurz zuvor noch vom Vorhang verhangen war, gibt den ersten Gänsehautmoment frei. In der Dunkelheit schweben die ersten Ballone, es starten einige vom Boden auf oder werden für den Start mit heißer Luft gefüllt. Die dafür verwendeten Brenner erleuchten all diese Ballone, ob noch am Boden oder in der Luft und zaubern so ein farbenfrohes Bild in die dämmernde Dunkelheit!

Schnell ziehen wir uns die Jacken über und schnappen uns unsere Kameras. Außerhalb des Fahrzeugs zeigt sich das umfassend schöne Bild dieses Morgens. In allen Richtungen, nah und fern, schweben die Heißluftballone über diese surreale Landschaft. Minütlich ändert sich dieses Bild und wir kommen aus dem Staunen gar nicht mehr raus! 🙂

Mit einigen Bildern haben wir versucht, dieses unvergessliche Schauspiel einzufangen. Einige davon findet ihr in der folgenden Galerie:

 

 

Nach einer guten Stunde ist der Zauber bereits wieder vorbei und die Sonne taucht die Landschaft bereits in ein anderes Licht. Aber auch ohne das Schauspiel am Himmel ist hier jede Ecke mehr als sehenswert. Wir genießen diese an den folgenden Tagen, auch wenn der zunehmende Wind es immer schwerer macht und die Böen ordentlich Sand aufwirbeln.

So treibt es uns letztlich weiter in Richtung Ostanatolien. Unser nächstes Wunschland ist Georgien und bis dahin ist es noch ein ganzes Stück!

Die Landschaft war die letzten Wochen sehr karg und bleibt auch erstmal so. Wir fahren überwiegend über Hochebenen, die aber fast nur aus Steinen und Staubwelten zu bestehen scheinen. Ganze Bergwelten aus Sand und lockeren Steinchen türmen sich neben den Straßen auf. Hier passieren wir erstmals 1900 Höhenmeter! Der Frühling kommt hier nur zögerlich an, immer scheinen wir ihm etwas voraus zu fahren. Es ist nun Mitte April.

Umso wohltuender ist es für unser Auge und Herz, als dann endlich und ganz überraschend die Szenerie wechselt: Erst ist das Grün an den Bäumen nicht mehr gar so zögerlich, 150 Kilometer weiter leuchten uns dann tatsächlich schon die Ähren auf den Getreidefeldern kräftig grün entgegen! Sommerliche Temperaturen lassen uns die dicken Jacken erneut gegen T-Shirts und Shorts eintauschen und wir genießen ein paar Tage an einem wunderbaren Fluss in ruhiger Natur.

 

Endlich sattes Grün um uns rum!

 

Entspannen am Fluss! 🙂

 

Gut innerlich aufgetankt besuchen wir den Berg Nemrut Dağı. Sein Gipfel liegt auf 2150 Metern Höhe und ist künstlich durch Aufschüttungen von Steinchen entstanden. Denn darunter, so wird vermutet, soll das Grab des Königs Antiochos I. liegen, der sich selbst die Zusatzbezeichnung „Theos“, also „Gott“, gab. Auch hat er sich selbst kurzerhand neben Gottheiten wie Zeus, Apollon und Herakles in riesigen Dimensionen abbilden lassen: Über 8 Meter hoch ragten die steinernen Figuren einst auf der West- und Ostseite des Gipfels. Circa im Jahre 40 v. Chr. ist dieses Grabmal bzw. diese Heiligstätte entstanden und der Zahn der Zeit hat einige Spuren hinterlassen – Erdbeben und Menschenhand haben auf der einen Seite die Köpfe, auf der anderen Seite gleich noch mehr der Steinkolosse rollen lassen. Dennoch, bedenkt man, dass das Heiligtum hier über 2000 Jahre alt ist, ist der Anblick wirklich erstaunlich!

Besucht diese besondere Stätte mit einem Klick auf die Galerie:

 

 

Schon ab Kappadokien merkten wir, wie kulturell vielfältig die Türkei ist:

Die Gewänder der Menschen ändern sich hin zum traditionellen, werden (geschlechtsunabhängig) weiter und länger. Und nun gibt es nicht nur bei quasi jeder Frau eine Kopfbedeckung, sondern auch bei vielen Männern.

Auf den Autos und Bussen prangt nun nicht mehr das Konterfei oder die Unterschrift von Atatürk, sondern die Worte „Mashallah“ (grob sinngemäß: „Wie Gott will“) oder „Allah Korusun“ (grob sinngemäß: „Gott behüte“). Und der Gruß wechselt von „Merhaba“ hin zu „Salam aleikum“.

Ein kleines Stück weiter in diese spannende Kultur können wir in Diyarbakir eintauchen, eine Stadt, die überwiegend von Kurden bewohnt wird.

Und hier ist es dann – wieder – soweit: Wir sind eindeutig nicht mehr zu übersehen als Europäer und Touristen und werden allseits kräftig bestaunt. Von allen Seiten werden wir angesprochen und dass wir neben unserem Hund Tenio, den jeder streicheln und umarmen möchte, schnell einen persönlichen einheimischen „Stadtführer“ haben, der allseits stolz verkündet, dass wir aus „Almanya“ kommen, macht den Trubel um uns perfekt. Nach einer Weile sind wir im „Sinnesflash“ und ziehen uns zurück. Am nächsten Tag gehen wir nochmal nur zu zweit los und können deutlich ruhiger durch die Straßen laufen und einiges Alltägliches und noch mehr Köstlich-Spezielles in den marktähnlichen Läden kaufen.

Begleitet uns durch Diyarbakir in der folgenden Galerie:

 

 

Aufregend, voller Erlebnisse und Eindrücke, sehr schön und unglaublich vielfältig waren unsere 10 Wochen in der Türkei! Immer in Erinnerung wird uns die Freundlichkeit und Offenheit der Menschen hier bleiben – eine ganz besondere Erfahrung, dass wir als „Fremde“ so herzlich willkommen geheißen werden. Wie schön sich das anfühlt…und wie wertvoll es ist, einmal mehr die Perspektive der „Fremden“ einzunehmen und zu erleben.

 

Seid mit uns gespannt auf Georgien, ein Land, auf das wir uns schon lange sehr gefreut haben!

 

Weltenleben.de Grüße

Chris und Sophia

 

 

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2 Kommentare

  1. Hallo ihr Lieben, WOW !!! – mehr lässt sich eig. nicht sagen. Solche Extreme, von der tiefsten Tiefe der unterirdischen Tuffsteinstädte, über den aufgeschütteten, mehr als 2000 J. alten Nemrut, bis hin zum Pass auf 1900hm, und natürlich diese unvergleichlich schönen, wirklich magischen Bilder zum Nacherleben der morgendlichen Ballone in Kappadokien! 🙂
    Steigen diese Ballone wirklich tgl. auf, wenn das Wetter es zulässt? Dieser Aufwand ist ja schwer vorstellbar…
    Und wieder mal ein Kompliment an euer schriftstellerisches Können, es war wieder ein Lesegenuss!
    Ich wünsche euch milde und wohlwollende Winde fürs Weiterreisen! Alles Liebe!

    • Liebe Leni,
      das freut uns sehr, so schöne Worte mit gleichzeitigem Rückblick und “Zusammenfassung” des Beitrags für uns selbst von dir “geschenkt” zu kriegen 🙂
      Danke dir dafür!

      Ja, die Ballone steigen unseres Wissens nach tatsächlich täglich auf, sofern Wind und Wetter es erlauben. Im Sommer wohl sogar noch zusätzlich zum Sonnenuntergang …
      Für uns wirklich ein “Must see” in Europa bzw. Eurasien… 🙂

      Mögen die wohlwollenden Winde auch mit dir sein!

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