Über weite Vulkanebenen zum Tor Kappadokiens

 

Bei gefühlten 27 Grad und Sonne starten wir Anfang April nahe Side Richtung Kappadokien. Über 500 Kilometer liegen vor uns. Die wollen wir natürlich nicht nur „totfahren“, sondern auch etwas vom Weg und seinen Besonderheiten erleben. Der Weg führt uns durch Teile des Taurusgebirges, es ist schon dunkel, und als ein Schild die aktuellen Höhenmeter verkündet, trauen wir unseren Augen kaum: Wir passieren hier zum ersten Mal bewusst 1800 Höhenmeter!

Erster Stopp ist die Tinaztepe Höhle, die etwas niedriger auf ca. 1500 Höhenmetern liegt. Hier findet sich tatsächlich noch Schnee, obwohl es auf dieser Höhe nun auch schon Temperaturen von um die 19 Grad bei Sonnenschein hat.

Die Höhle ist die längste unterirdische Höhle der Türkei und ist Teil eines 230 Millionen Jahre alten Höhlensystems. Entstanden ist sie durch unterirdische Flüsse, die sich im Laufe der Jahrmillionen immer tiefer durchs Gestein gegraben haben und interessante Formationen und Auswaschungen zurückließen. Über 1300 Meter der Höhle sind touristisch zugänglich. Es ist keine Tropfsteinhöhle, dafür kann sie mit unterirdischen kleineren und größeren Seen und Wasserfällen aufwarten – besonders in der aktuellen Zeit der Schneeschmelze. Wir haben den Luxus, ganz für uns diese unterirdische stille Welt zu erkunden und lassen uns dabei ausgiebig Zeit.

Folgt uns mit einem Klick mit unter die Erde:

 

 

Nach einer ungestörten Nacht auf dem Parkplatz unter leuchtendem Sternenzelt geht es weiter zu ehemaligem vulkanischen Gebiet nahe der Stadt Karaman. Etliche Vulkankegel und einige Kraterseen kann man hier noch erkennen. Es ist die Landschaft einer kargen, endlos weiten und fast baumlosen Hochebene. Touristisch ist dieses Gebiet kaum bekannt. Wir wollen zu den „1001 Kirchen“, den Binbir Kilise, die in byzantinischer Zeit zwischen dem 3. und 10. Jahrhundert dort errichtet wurden. Nur noch deren Ruinen sind im fast verlassenen Dörfchen Ückuyu und den umliegenden Dörfern zu finden. Der erste Blick erscheint wenig spektakulär, aber gibt man dieser Welt Zeit, sich in Gänze zu zeigen, ist die Vielzahl und die teils noch zu erahnende Pracht aus vergangenen Zeiten der Kirchen- und Klösterruinen eindrucksvoll. Wir haben wieder viel Freude und Faszination dabei, uns gegenseitig auf entdeckte Überreste und Details aufmerksam zu machen und uns in die Vergangenheit etwas hineinzufühlen.

Reist mit uns in der Zeit zurück mit einem Klick auf die Galerie:

 

 

Hier schlafen wir ebenfalls unbehelligt zwischen Ruinen – ob diese von Häusern oder Kirchen stammen, bleibt uns verborgen – und ziehen dann weiter zu einer Nacht am Kratersee Acigöl, der auf knapp 1100 Höhenmetern liegt. Die Landschaft bleibt karg und öde und nach einer Weile wechselt der uns schon seit Monaten begleitende Wind zu starken stürmischen Böen, die unser Mobiles Zuhause und uns herausfordern. Alles schwankt und wankt und die Luft ist voller Staubkörner. Umso mehr staunen wir am See über eine Vielzahl von Landschildkröten, die sich hier ihres Lebens erfreuen, und über Schmutzgeier, die ihre Kreise über uns ziehen.

Nach einer Nacht vor Ort und ein paar Radrunden um den See fahren wir wieder los, getrieben vom Sturmwind und der kargen Umgebung – Kappadokien, wir kommen!

Einblicke in diese andere Welt mit einem Klick auf die folgende Galerie:

 

 

Unser Tor in diese faszinierende Landschaft ist das Ihlara-Tal, eine mehrere kilometerlange Schlucht. Es ist möglich direkt bis an den Rand der Schlucht zu fahren. So parken wir unser rollendes Zuhause mit spektakulärer Aussicht und fühlen uns wie auf einem anderen Kontinent.

Nachteil dieser exponierten Lage ist die Windanfälligkeit, was wir besonders während einer Nacht mit Böen bis zu 90 km/h zu spüren bekommen. Hier wird uns einmal mehr deutlich, um wie viel näher man den Kräften der Natur ist, wenn man kein Zuhause aus Stein bewohnt – und das Wort Naturgewalten bekommt eine lebhafte Bedeutung!

Bereits seit dem 7. Jdh. siedelten in den Hängen der Schlucht byzantinische Mönche. Auf unseren Wanderungen hinunter in das Tal und entlang des dort fließenden Flusses entdecken wir die ersten Höhlenwohnungen und -kirchen. Diese wurden hier, wie in ganz Kappadokien in den weichen Tuff gegraben, ein Gestein, bestehend aus großteils vulkanischer Asche.

Aber auch die Witterung hat bei dem weichen Material sichtlich leichtes Spiel und bildet an vielen Stellen interessante Formen heraus. Dies und ganze Höhlenstädte machten Kappadokien letztlich so berühmt.

Erkundet mit uns das Ihlara-Tal bilderreich in der folgenden Galerie:

 

 

Bald könnt ihr uns weiter auf unserer Entdeckungstour durch diese Tuffsteinwelt und ihre Wunder begleiten – es erwartet euch unter anderem einer der wohl schönsten von Menschen gemachte Augenschmaus dieser Zeit 🙂

Viele Grüße

Sophia und Chris

 

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10 Kommentare

  1. Ihr Lieben,
    sooooooooooooooooooooooo beeindruckend sind die Bilder. Die Kirchenruinen mit diesen wahnsinnig großen Steinen als Gemäuer. Müssen wirklich sehr, sehr alt sein. Auch die Höhlenwohnungen im Berg. Wie mag es sich dort gelebt haben???
    Ich kann mir kaum vorstellen, wie es euch bei eurer Heimkehr gehen mag, nach all diesen Erlebnissen……
    Eine weitere gute Reise am ungewöhnlichsten Eßtisch der Welt…
    Alles Liebe
    Angelika

    • Liebe Angelika!

      Diese und ähnliche Gedanken treiben uns auch um, wenn wir solche geschichtsträchtige Orte besuchen. Immer wieder spannend, wie anpassungsfähig Menschen mal waren. Vielen Dank fürs Teilen deiner Gedanken zu den Bildern. 🙂

      Die finale Rückkehr in die Heimat wird sicher spannend und wir werden sie sicher mit anderen Augen sehen, wie wir sie verlassen haben. Aber das hat noch etwas Zeit… 😉

      Wir lassen es uns weiterhin gut schmecken, mit lieben Grüßen

      Sophia und Chris

      • Heidrun Schumitz

        Ihr Lieben, wie eindrucksvoll Ihr die jahrtausend lang gewaltig waltenden Kräfte der Natur und die Jahrhunderte alten “Fußabdrücke” der Menschen mit Worten schildert und mit kunstvoller Ästhetik bebildert … da vermittelt Ihr ehrfurchtsvolles Staunen!
        Bin gespannt auf die Fortsetzung.
        Liebe Grüße, Heidrun

        • Liebe Heidrun,
          vielen Dank für deine staunenden Worte zu diesem Beitrag! 🙂
          Ja, diese Gegend war wirklich wieder einmal was ganz besonderes…und es ist auch für uns sehr schön, diese Eindrücke hier teilen zu können!

          Schöne Sonnentage und viele Grüße
          Chris und Sophia

  2. Ihr lieben Weltenleben´s-Künstler,
    ich habe nach längerer Abstinenz Eure letzten vier Beiträge gelesen und bin ganz platt und voll Staunen und Mitfreude über Eure Entdeckungen und Erfahrungen mit den detailfreudigen Beschreibungen türkischer Landschaften, Lebensorte und Lebensweisen in alter und neuer Zeit ! Ihr schreibt : “Selbstbestimmtes Reisen ermöglicht mit die schönsten Übernachtungsorte”. Beim Lesen kam mir die Frage, was diese, für mich zumindest, überbordende Fülle an Eindrücken, Orts-, Landschafts- und Klimawechseln wohl mit Euch und Euren Sichtweisen auf Eure mehr oder weniger (?) selbstbestimmten Lebens- und Arbeitsweisen bis zu Eurer Abreise vor einem Jahr bzw. auf unsere Lebens- und Gesellschaftsbedingungen daheim macht, mit all den aktuell gravierenden Um- und Einbrüchen hierzulande und global. In welche Seelenlandschaften und inneren Klimazonen mögt Ihr auf Euren Reisewegen wohl geraten ? Erlebt Ihr seit inzwischen vollen 12 Monaten vor allem “Freiheit und Abenteuer” ? Oder ist es anders, vielleicht auch anders als vor Eurem Aufbruch gedacht, erlebt Ihr gewissermassen auch Abhängigkeiten, notwendiges Sich-Anpassen, sog. Sachzwänge etc. ? Bemerkt Ihr Veränderungen Eurer jeweiligen Selbst-, Menschen- und Weltbilder ? Ich freue mich und bin jetzt schon sehr gespannt darauf, nach Eurer Heimkehr oder vielleicht mal während eines Zwischenstopp´s daheim mit Euch auch zu Euren jeweiligen Erfahrungen Eurer “inneren Reisewege” auf Euren bisherigen Entdeckungstouren in´s “Gelobte Land” fremder Länder und Kulturen ins Gespräch zu kommen. Ich wünsche Euch auch weiterhin viel Glück, Segen und offene Augen und Herzen auf all Euren Wegen !

    • Lieber Christoph,
      wir freuen uns immer sehr, wenn du deine ausführlichen Gedanken zu unseren Beiträgen und unserem Lebensabschnitt mit uns hier teilst – herzlichen Dank dafür!
      Sicher lassen sich solche tiefgründigen und weitreichenden Themen am besten persönlich im Gespräch in aller Ausführlichkeit besprechen – gerne in der Zukunft 🙂
      Über das ein oder andere möchten wir hier aber gerne schonmal in Kürze unsere Gedanken und Überlegungen mitteilen. Vielen Dank dir für die Gedankenanstöße!
      Definitiv anders als vor der Abfahrt gedacht, ist die Annahme, dass mit Verlassen des Heimatlandes man auch gedanklich alles hinter sich lässt. Zudem sind in der heutigen Zeit mit den modernen Medien die eigentlich doch weiten Entfernungen zur Heimat teils kaum spürbar. Auch das Übernachten auf den “wilden” Stellplätzen ist nicht immer ganz so einfach. Durch die häufigen Wechsel dieser Orte finden sich immer neue Gegebenheiten und ein unterschiedlicher Grad der Abgeschiedenheit. Besonders seit es das erste Mal nachts an die Tür “gehämmert” hat, ist einem umso mehr bewusst, wie beruhigend es sein kann hinter sich und seinem Eigentum die “Haus- und Hoftür” schließen zu können.
      Und ja – das Reiseleben ist tatsächlich anders, nämlich viel vielseitiger, als gedacht…quasi alles auf einmal – Abenteuer und Freiheit, Herausforderung und Genuss, kann sehr sehr schön und auch ganz schön anstrengend sein. Und noch vieles mehr. Und das manchmal fast alles zum gleichen Zeitpunkt 😉 Also summa summarum – ein Lebensabschnitt, der uns in allem wachsen lässt und viele Blicke öffnet und verändert. Und die beste Entscheidung, die wir haben treffen können 🙂

      Wir freuen uns schon jetzt auf noch mehr Austausch persönlich mit dir!

      Viele liebe Grüße
      Chris und Sophia

  3. Volker Schumitz

    Liebe Sophia, lieber Chris,
    ich bin ganz überwältigt.
    Dein Opa

    • Lieber Opa!

      Wir freuen uns riesig, von dir zu hören! Und dass du uns nun so toll begleitest 🙂
      Auch deine Nachrichten übers Kontaktfeld haben uns ganz arg gefreut – wir schreiben dir nochmal per Mail!

      Sei lieb gedrückt – deine Sophia und Chris

  4. Vielen Dank liebe Welten-Reisende für diesen wunderbaren Ausflug in menschengestaltete Tiefen, Weiten und Höhen (diese unglaubliche lange Höhle, die kirchenruinen und zuletzt diese faszinierende Steinstadt!) – alles auf jeweils ganz eigene Art fesselnd. Nicht zuletzt diese ‘mondlandschaft’ in der Vulkangegend – und dann das Leben trotz Kargheit verheißende Ihlara-Tal! 🙂

    Ich freu mich schon aufs Weiterkunden mit euch! GLG

    • Richtig schön, dass du so genussvoll unsere Zeit von der Küste bis ins Landesinnere begleitet hast! Es war wirklich alles sehr eindrucksvoll. Viel Spaß beim Weitererkunden und bis bald!

      Liebe Grüße!
      Sophia & Chris

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