Überraschend schön: Ungarn!

Die Einreise in ein bisher unbekanntes Land ist teilweise eine spannende Sache. Seit Anfang 2020 kann man ja auch innerhalb der EU bzw. dem Schengenraum wieder in den „Genuss“ dieses Nervenkitzels kommen. Gingen die Grenzübertritte lange Zeit meist unbemerkt vonstatten, dürfen es jetzt gerne wieder Einreiseformulare, Pässe und Bestätigungen aller Art sein.

So zumindest die Auskunft auf der Seite des Auswärtigen Amtes, bezüglich der Einreise in das als Nächstes angedachte Land – Kroatien. Ob man sich dem aussetzen muss, wenn man die Wahl hat? Nicht unbedingt! Und so wird unsere Reiseroute kurzerhand von Richtung Süden in Richtung Osten umgelegt. Denn eine Einreise nach Ungarn soll wie gewohnt „unbemerkt“ möglich sein!

So kommt es, dass wir uns über Landstraßen der Grenze von Slowenien zu Ungarn nähern. Wir hatten für die Zeit in Slowenien keine Vignette gekauft, denn mit unserem Reisestil waren wir abseits der Mautstraßen meist genauso schnell unterwegs wie es auf diesen gegangen wäre.

Den Sonnenuntergang noch auf slowenischer Seite genossen, nähern wir uns in der Dämmerung der Grenze zu Ungarn. Was wird uns erwarten? Bekommt man von Ungarn und dessen Regierung doch meist Negatives zu hören. Ein erstes Schild weist uns dann plötzlich auf die Grenze in 150 Metern hin. Dort angelangt befinden wir uns vor einem Waldstück, in dem uns offene Schranken und Schilder mit der ungarischen Flagge in unserem neuen Reiseland willkommen heißen!

Ja wer hätte vor zwei Jahren gedacht, dass so etwas bisher Selbstverständliches so spannend sein kann. 😉 Wir freuen uns auf jeden Fall über unsere Entscheidung, den „Weg des geringsten Widerstandes“ gewählt zu haben. Sicher werden wir früher oder später von tatsächlichem „Nervenkitzel bei Grenzübertritt“ berichten dürfen. 🙂

Neue Währung, neue Sprache, keine Maskenpflicht und freundlich grüßende Menschen. Die ersten Tage in Ungarn beginnen entspannt bei Temperaturen von über 30 Grad in der Nähe von Seen und Wäldern. Diese liegen zum Teil im Örség Nationalpark. Apropos Seen, natürlich können auch wir uns dem „Sog“ des Plattensees, in Landessprache Balaton genannt, nicht ganz entziehen. Ganz bewusst zieht es uns nicht bis ans Ufer des Sees sondern in den am Nordufer liegenden Nationalpark Balaton-Oberland. Dort erfahren wir mehr über die Gegend, welche durch vulkanische Aktivitäten in der Urzeit ihr Aussehen und Formationen erhalten hat.

Für ein paar Eindrücke auf die folgende Galerie klicken:

 

Wir fahren direkt weiter in die Hauptstadt Budapest und, als hätten wir es unbewusst geahnt, treffen dort zufällig zum Nationalfeiertag ein. Die Stadt mit ihren beeindruckenden Bauwerken ist schon eine Wucht, aber nach 1,5 Jahren ohne jegliche öffentliche Veranstaltung, ist der Trubel, welcher an diesem Wochenende dort herrscht, fast nicht zu glauben. Die ganze Stadt ist auf den Beinen und wir freuen uns über die Zwanglosigkeit welche auf den Straßen herrscht, schnuppern dabei ganz „maskenlos“ in diese neue Freiheit hinein.

Finaler Abschluss des Tages ist ein Feuerwerk entlang der Donau, welches über eine halbe Stunde hinweg die Geschichte Ungarns künstlerisch und teils atemberaubend darstellt. Dank des unauffälligen Aussehens unseres Reisemobils verbringen wir ganze 4 Nächte in Innenstadtnähe und erkunden die Stadt in dieser Zeit per Rad und nach dem zweiten „Platten“ mit den Öffentlichen 😉

Ein Klick auf die Galerie öffnet weitere Bilder:

 

Nach dem Trubel der Großstadt darf es gerne wieder etwas ruhiger und grüner werden, so fahren wir südlich in Richtung der „Großen ungarischen Tiefebene“. Auf dem Weg dorthin nächtigen wir unter anderem an einem Seitenarm der Donau. Der Kapitän eines dort vor Anker liegenden Frachtschiffs spricht uns auf Deutsch an, ob wir nicht mal „rauf kommen wollen“. So erhalten wir ganz spontan eine persönliche Schiffsführung durch das komplette Schiff. Dieses ist Baujahr 1942 und eines der letzten Aktiven von ehemals 1.000 Stück, welche in ganz Europa im Einsatz waren. Nicht nur die Nähe zur Donau ist an diesem Stellplatz gegeben, auch eine große Supermarktkette hat eine Filiale um die Ecke. Da wir in der Dunkelheit dort ankommen, nutzen wir diese gleich um uns mal „in deren Anlieferzone“ umzusehen. Dort stehen meist die Container zur Entsorgung von Lebensmitteln. Heutzutage landen bei den meisten Supermärkten dort direkt alle Lebensmittel, welche früher am nächsten Tag zum halben Preis oder an Tafeln abgegeben wurden. Auch hier werden wir mal wieder fündig und retten so auf einen Schlag 2 Laib Brot, 3 Semmeln und 17 Bäckerteilchen. Diesen Lebensmitteln fehlt absolut nichts und sind in der Pfanne aufgetoastet auch nach wenigen Tagen noch mehr als genießbar. Nach mehreren Erfahrungen in dieser Richtung wundern wir uns absolut nicht mehr, wieso allein in Deutschland jährlich zwölf Millionen Tonnen Lebensmittel entlang der Versorgungskette im Abfall landen. Man will sich gar nicht vorstellen, auf welche Zahl man wohl europaweit kommen würde.

 

Sieht aus wie neu, ist aber bereits von 1942 – wir erhalten eine ganz persönliche Führung durch das komplette Schiff.

 

Rettungsaktion voll geglückt 😉

 

Auch in Ungarn sind wir wieder abseits der Mautstraßen unterwegs. Bis Budapest sind wir so sehr angenehm durch das Land gereist. Alle Straßen in südlicher Richtung schütteln uns auf Grund der vielen unebenen Ausbesserungen der Fahrbahn jedoch ganz schon durch. So holpern wir weiter zu unserem nächsten Ziel – dem Kiskunság Nationalpark. Zwischen den Flüssen Donau und Theiss gelegen erstreckt sich dieser nicht wie gewöhnlich über eine zusammenhängende Fläche sondern mosaikartig über neun einzelne Schutzgebiete. Eine ganze Woche lang hangeln wir uns durch die vielseitige Landschaft und tauchen bei der Begehung diverser Lehrpfade so richtig ein in diesen seit 1975 bestehenden Nationalpark. Sanddünenlandschaften, Sümpfe und Moore, Auwälder und Alkaliseen bestaunen wir in aller Ruhe und haben die Pfade meist für uns ganz allein. Etwas wilder und lauter geht es da schon auf der „Bugacpuszta“, während der täglich stattfindenden Pferdeshow, zu. Dieser „Einödhof“ (Puszta = öde, vegetationsarme Ebene) liegt am Rande eines der Schutzgebiete des Nationalparks und zeigt auf spannende und informative Weise das frühere Leben der Hirten und deren Können im Umgang mit Pferden.

Der Nationalpark reicht bis zum „Dreiländereck“ Ungarn-Serbien-Rumänien. Nach Budapest hatten wir ganz bewusst die südliche Richtung eingeschlagen, denn auch die Einreise nach Rumänien soll für die heutige Zeit relativ problemlos möglich sein. Daher ist unser letzter Halt in Ungarn die Stadt Szeged. Wir gewinnen einen sehr positiven Eindruck und sind von den tollen historischen Gebäuden nachhaltig beeindruckt.

Mehr könnt ihr mit einem Klick auf die Galerie sehen:

 

Über Land geht es weiter in Richtung der nächsten Grenze, nicht ohne noch per Zufall an einem Straßenstand mit Langos vorbei zu fahren. Wir halten an, schließlich hatten wir noch keine wirkliche Möglichkeit diese Spezialität der ungarischen Küche zu kosten. In Fett gebratene „Küchle“ aus Hefeteig, einmal mit Sauerrahm, Käse und Knoblauchsoße und einmal mit Käse und Röstzwiebeln, bitte! 🙂

Gut gestärkt mit tollen Erinnerungen verlassen wir das überraschend schöne Ungarn und kommen sehr gerne einmal wieder.

Rumänien, wir sind bald da!

 

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Weltenleben.de Grüße

Chris & Sophia

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4 Kommentare

  1. Christine Rodrigues

    Liebe Sophia, das hast du wieder so wunderbar geschrieben! Hsb grad gestern mit Günter gesprochen, dass wir schon länger von euch nichts gelesen haben. 😉Und heute wars dann soweit! Ich hoffe, Rumänen gefällt euch so gut wie es uns gefallen hat und freu mich schon sehr auf euren nächsten Bericht, wo ich dann hoffentlich einiges auch schon kenne….. Liebe Grüße auch an Chris und genießt diese tolle Zeit!

    • Liebe Christine,
      schön, dass du und ihr uns so aktiv begleitet!
      Vielen Dank für das Lob zum Beitrag, dessen Autor diesmal der Chris ist 🙂 (der*die jeweilige Autor*in ist jeweils unterhalb des Titels zu sehen). Final sind die Beiträge samt Bilder etc. dann immer Gemeinschaftswerk 🙂

      Liebe Grüße vom Schwarzen Meer!
      Chris und Sophia

  2. Liebe Sophia und lieber Chris,
    was für eine beeindruckende Reise, da bekommt man Lust auch so zu reisen auf seine alten Tage….
    Die Denkmäler zu Judenverfolgung haben mich sehr berührt, besonders die Schuhe am Wasser, da wird es einem beklemmend ums Herz……sehr gut gemacht.
    Die Bilder des Nationalparks sind mit den wunderbaren schönen Bäumen…..
    Ihr schreibt einfach sehr schöne Berichte über Eure Reise, man ist so richtig mitgenommen und reist mit in fremde Länder der EU. Eine weitere glückliche Reise wünsche ich Euch

    • Liebe Angelika,

      vielen herzlichen Dank für das tolle Feedback! Wir haben uns sehr über deine Zeilen gefreut und deine Worte sehr geschätzt. Es ist besonders schön zu hören, dass wir mit unseren Berichten und Fotos zu den Eindrücken auch die Gefühle dazu weitertragen und “mitbringen” können.

      Liebe Grüße und bis bald!
      Sophia und Chris

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